Therapeutische Arbeit mit Märchen

Ein therapeutisches Märchen ist eine Geschichte, in der es um Problembewältigung geht. Es geht darum, dass der Zuhörer seine eigenen Probleme besser akzeptiert, Ursachen versteht, psychologische Strategien erlernt und sich selbst bei der Bewältigung negative Gefühle helfen kann. Über das Medium der Märchen und Geschichten sollen hier also neue Denkanstöße gegeben werden.

Jeder Mensch hat die Fähigkeit, sich mit den verschiedenen Geschichten zu identifizieren und mit seinem persönlichen Verständnis darauf einzugehen. So können die Probleme und Schwierigkeiten von Männern und Frauen, Kindern und Jugendlichen im Unterbewusstsein angegangen und aufgelöst werden . Hierzu werden das Erzählen von metaphorischen Geschichten gezielt eingesetzt wenn es zu Blockaden und Störungen oder Krankheiten im körperlichen und seelischen Befinden kommt.

Krank sein heißt, dass sich die im Fluss befindliche Ordnung des Lebensmusters in einen Zustand der Stockung  und Verwirrung verschoben hat. Disharmonie ist entstanden und der Lebensfluss ist blockiert.

Krankheit ist nicht rachsüchtig und nicht grausam.
Sie ist vielmehr ein Mittel, dessen sich unsere Seele bedient,
um uns auf Fehler hinzuweisen und uns davor zu bewahren, noch größeren Irrtümern zu verfallen.
Krankheit will uns wieder auf den Weg zurückführen,
den wir nie hätten verlassen sollen:
den Weg des Lebens und unseres Lebensziels. 
Dr. Edward Bach


Heil werden – Krankheit als Weg

Heil werden ist ein innerer Vorgang. Wenn wir un-heil sind, befinden wir uns nicht mehr im Gleichgewicht. Heilung ist meines Erachtens nach ein Vorgang, der Ausgewogenheit und Harmonie wiederherstellt. Ich selbst durfte in meinem Lebensweg ein persönliches Verständnis für die Krankheit lernen. Hierbei konnte ich zugleich ein Konzept entwickeln, um mit der Veränderung, all den Schwierigkeiten und dem ständigen Schwanken zwischen Hoffnung und Motivation und der Resignation umgehen zu lernen. Mein Konzept der Märchentherapie gründet auf die sieben Stufen  der Heldenreise nach Campell (©).

Heilsames Erzählen.
Geschichten im Heilprozess

Dieses Konzept ist eine alternative Heilmethode, in welcher Erzählkunst unterstützend bei Heilprozessen Therapie eingesetzt wird. Hierbei liegt meinem Ansatz die Erkenntnis zugrunde, dass nahezu jede Krankheit ihren Ursprung in der Seele hat, genauer gesagt in einer Unstimmigkeit zwischen innerem Empfinden und äußerem Handeln. Je größer diese Diskrepanz ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Missachtung mit der Zeit auf den Körper in Form von Schmerz und Leid auswirkt. Märchen und Geschichten mit ihren Metaphern und der Symbolsprache können hierbei unterstützend und begleitend werden um wieder in die Balance zu kommen und heil zu werden.

Metaphern und die Analogie der Märchen

Die Sprache der Märchen ist eine sehr bildhafte. In der Psychologie nennt man sie die Metasprache der Märchensymbolik. Meta kommt aus dem Griechischen und bedeutet unter anderem so viel wie “hinter / über“. Das heißt also, Märchen sprechen immer in Bildern – das ist die Sprache des Unbewussten. Die Sprache des Bewusstseins sind Worte. Therapeutisches Erzählen wird dort eingesetzt, wo man über rationale Ansätze nicht mehr weiterkommt und Blockaden über den Verstand nicht aufzulösen vermag.

In der Symbolsprache der Märchen ist die Welt das Universum, unser Wohnort und unser Innenleben zugleich. Diese drei Ebenen hängen miteinander zusammen und sind im Märchen miteinander verknüpft. Darum ist ein Märchen in der Lage, Ordnung in ein Chaos zu bringen und das Gleichgewicht zwischen außen und innen wiederherzustellen.  Das Rätsel allerdings muss dazu der Zuhörer lösen. Er muss seine eigene Situation entschlüsseln und sein inneres Gleichgewicht wieder finden.  Die Energie, die zur Entschlüsselung aufgewendet wird, ist Teil des Wiederherstellungsprozesses, der zur inneren Ausgeglichenheit und Harmonie führt.
Jeder Mensch erlebt eine Krise auf seine Weise. Aber alle Krisen haben eines gemeinsam: Sie bringen uns aus dem Gleichgewicht – körperlich, seelisch und / oder geistig. 

Die Heldenreise


Der Verlust des Gleichgewichtes ist in den Märchen immer ein Thema. In einem bislang gut funktionierenden System verändern sich die Dinge plötzlich und laufen nicht mehr so wie bisher. Jemand gerät in Gefahr, etwas verschwindet – das Gleichgewicht ist dahin. In den Märchen hat man das Leben nicht unter Kontrolle.
Ein “Held”kämpft auf seiner Reise dafür, das verlorene Gleichgewicht wieder herzustellen. Damit findet er heraus, wie man glücklich leben kann. Auf seinem Weg findet er neben Helfern und Gegenspielern Glück, Liebe, Erfolg und Gesundheit und vor allem Vertrauen in sich selbst.

In den Märchen bleiben nur “falsche Helden” unglücklich. Sie kommen nicht voran und scheitern an den Prüfungen, weil sie keine Ausdauer, Kraft, Disziplin oder Geduld haben. Sie ergreifen meist die Flucht, weichen Herausforderungen aus oder erstarren zu Stein und verweigern sich damit den Möglichkeiten, die sich ihnen bieten. Sie können sich nicht weiter entwickeln, nicht entfalten und kommen darum auf ihrem Weg nicht weiter. 

Geschichten und Märchen als Kompass im Lebensweg


Um ein Märchen zu einer Entwicklung zu nutzen, müssen wir uns immer selbst darin finden. Die wichtigste Frage ist aber nicht, mit welcher Figur wir uns identifizieren, sondern wo wir uns in der Geschichte sehen. 

• An welchem Schauplatz erkennen wir uns wieder? 
• Warum sind wir gerade dort? 
• Was haben wir gelernt? 
• Was machen wir da? 

Aus diesen Antworten kann sich ergeben, dass wir früher einmal vielleicht in die falsche Richtung aufgebrochen sind und  dass dies der Grund für unser Problem ist.  Vielleicht haben wir aber auch die falschen Mittel gewählt, um das Ziel zu erreichen, Gegenspieler mit Hilfe verwechselt oder einfach die falsche Technik gewählt. 

In den Märchen gibt es für jede Situation einen Lösungsschlüssel. Um ihn zu erkennen, muss man herausfinden, wie was funktioniert und was man wie benutzen kann. 

Was könnte jenseits des unmittelbar Sichtbaren verborgen sein? 

Die heilende Wirkung der Märchen basiert nicht auf der bloßen Interpretation der Geschichten. Die Gedanken wollen verwirklicht und praktisch auch gelebt werden. 
Das Märchen aktiviert die Bereitschaft zum Handeln. Wir können die Märchen um Hilfe bitten, doch den Ausweg aus unserem Problem müssen wir selbst finden. Die entscheidende Frage ist: werden wir ein wirklicher Held oder ein falscher Held?  Ein Held ist derjenige, der sich im Gleichgewicht befindet und dafür sorgt, dass so viel im Innen wie im Außen vorhanden ist, wie zu einem harmonischen Dasein benötigt wird. 

Unterschiedliche Ansätze in den Kulturen

Die Märchen enthalten Lehren über universale menschliche Werte. Doch um ein Märchen deuten zu können, muss man das Weltbild dahinter kennen – also den Glauben oder Aberglauben der Kultur, aus dem die Märchen entstammen. Das ist auch der Grund, warum abendländische und orientalische Märchen unterschiedliche therapeutische Wirkung haben. 

Die Helden im Abendland sind ständig gezwungen, zu handeln.
Das ist einerseits sehr anstrengend, andererseits aber auch sehr wirkungsvoll, denn sie unternehmen konkrete praktische Schritte. Sie lassen nicht zu, dass sich die Dinge von selbst erledigen und übernehmen die Verantwortung für sich und andere. Sie sind ständig unterwegs und auf der Suche. 

Im Gegensatz dazu akzeptieren die orientalischen Märchenhelden ihr Schicksal.
Zu ihrer Lebensanschauung gehört, dass man an einem einzigen Ort alles finden kann, was man braucht – wenn sich der Blick einem tieferen Erkennen der Dinge öffnet. 

Die abendländischen Märchen können effektiv dabei helfen, ins Handeln zu kommen,
die orientalischen Märchen sind hilfreich, wenn es darum geht, etwas zu akzeptieren.


Reduktion von Komplexität


Heilsames Erzählen kann individuell stimmige Wege zur Lösung krankmachender Blockaden aufzeigen. Märchentherapie geht davon aus, dass Märchen in symbolisch verschlüsselter Form von inneren Prozessen erzählen, die alle Menschen im Laufe ihres Lebens durchleben und kann somit Lösungsmuster für innere Konflikte anbieten. Dabei ist die Klärung der inneren Prozesse das zu erreichende Ziel.

Durch die Arbeit mit Märchen und Symbolen, entsprechenden Bildern und Assoziationen in Kombination mit der Körperwahrnehmung wird versucht, Zugänge zum Unbewussten zu finden, um die verborgenen Quellen der aktuellen Problematik aufzuspüren und bearbeiten zu können.

Methodik

Jede Geschichte ist ein Schlüssel, der uns eine Tür öffnen kann. Sie beschreibt Beziehungs – und Lebensmodelle und verdeutlicht bestimmte Mechanismen.

Meine Methode ist eine Kombination verschiedener Bereiche, die beim therapeutischen Erzählen miteinander verbunden werden. Die Basis bilden natürlich die Geschichten zur Ressilienzförderung. Resilienz – so heißt die seelische Kraft, die Menschen dazu befähigt mit Niederlagen und Schicksalsschlägen besser umzugehen und den Herausforderungen besser standzuhalten. 

Dann erfolgt im Anschluss die assoziative Arbeit mit den Bildern dieser Geschichten. Ein weiterer Bestandteil können im Anschluss vertiefende Achtsamkeitsübungen mit Elementen aus Meditation, autogenem Training, Klängen und / oder Kreativübungen sein.

Einsatz: pädagogische und psychosoziale Bereiche, Hospizarbeit

Anwendung: alternativ, präventiv, rehabilitativ, begleitend, unterstützend
sowohl bei Gruppenarbeit als auch in Einzelsitzungen

Zielgruppen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Einzel- oder Gruppensetting

– Begleitung und Klärung : in allgemeinen Lebensprozessen – und Situationen unterschiedlichster Art
wie Belastung, Stress und Überforderung, Leistungsdruck, allgemeinen Ängsten,
Neuorientierung, Trennungssituationen, Erschöpfung und Trauer

– Spezifischer Einsatz : bei psychosomatischen Beschwerden, körperlich und seelischen Beschwerden
wie chronischem Schmerz, Burn out, Depression, Suchterkrankung zur Reduktion von Ängsten

Präventiv: frühzeitige Erkennung von Belastungen, Wahrnehmung differenzierter Gefühle und
Veränderung eingefahrener Verhaltens- und Reaktionsmuster

Therapie begleitend : zielorientiert im Gefühlsbereich, Einstellungsbereich, Verhaltensbereich, bei
Veränderung des Selbstbildes und des emotionalen Erlebens

– Fallbeispiele :
bei näherem Interesse findet ihr Einblicke in das therapeutische Erzählen unter folgenden Link :