Holunder – magische Pflanze der Götter

Holunder – eine uralte sagenumwobene Heilpflanze. Gerade jetzt wächst er überall : an Waldränder, Wegränder, Hecken, Gärten leuchten seine Dolden. Die schneeweißen Blütendolden eignen sie sich zur Herstellung von Holundersekt und Holundersirup. Siehe Rezepte am Ende des Beitrags.
Hier ein kleines Pflanzenporträt:
Holunder ist eine sagenumwobene Pflanze , die im Frühjahr schneeweiße Blüten hervor bringt und im Herbst schwarze, aromatische Beeren.Seit uralter Zeit beliebt für die Küche und Hausapotheke. Doch die Blüten haben nur dann einen Wert für unsere Gesundheit, wenn sie vollständig geöffnet sind. Das ist in manchen Teilen Deutschlands und Österreichs Anfang Juni, in entlegenen Tälern, wo es kälter ist, oft erst Ende Juni, Anfang Juli. Man muss die Blüten dann rasch ernten. Und zwar an trockenen Tagen. Sie sind sehr empfindlich.Sobald es regnet, fallen sie ab. Die beste Tageszeit zum Sammeln sind die späten Vormittagsstunden und am besten eignet sich für die Ernte ein Korb. So können sie atmen und verderben nicht so schnell.
Die Blüten werden vorsichtig mit dem ganzen Blütenstand abgeschnitten. Wenn man die Blüten in freier Natur erntet, sollte man das niemals am Straßenrand tun, da diese Blüten durch Autoabgase stark belastet sind. Das Wissen um die heilenden Kräfte des Holunders hat alle Zeiten überdauert.

Der Holunder galt schon in der alten Zeit als die Hausapotheke des armen Mannes. Er ist bis heute eine lebende Apotheke geblieben und beliebt in der Naturheilkunde. Aber nur die Blüten und Beeren können verwendet werden. Diese haben sehr gesunde Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Gerb- und Mineralstoffe. Die Beeren sind reich an Vitamin C und enthalten zusätzlich die Vitamine A, B1, B2 sowie Folsäure und wichtige Spurenelemente wie Folsäure, Eisen und Kalium. Sie wirken:
• fiebersenkend
• krampflösend
• blutreinigend und werden angewendet bei:
• Erkältungskrankheiten
• Grippe
• Fieber
• zur Stärkung des Immunsystems – aber auch bei
• Rheuma
• Hautunreinheiten
• Verstopfung
• unreiner Haut
• gereizten Augen / Heuschnupfen
• Zahnschmerzen und bei innerer Unruhe und Einschlafproblemen.
Doch nicht nur in der Naturheilkunde der Holunder seit alters her geschätzt und beliebt – er war und ist ein wahres Universaltalent.

Holunder als natürliches Färbemittel
Schon die alten Germanen verwendeten die schwarzen Beeren als Färbemittel für Leder und Stoffe sowie für Haare. Auf Stoffen oder Leder ergibt der Saft der schwarzen Beeren) je nach Stärke der zugesetzten Säure rote, schwarze oder blaue Farbtöne. Die Holunderrinde färbt tiefschwarz, die Blätter bewirken eine moosgrüne Farbe.
Mittlerweile hat unsere Lebensmittel- und Textilindustrie Holunderbeeren als natürliches Färbemittel wiederentdeckt weil immer mehr Menschen ungesunde, künstliche Farbstoffe ablehnen.
So vielfältig seine Verwendung ist, so zahlreich sind auch seine Namen: Allein in der deutschen Sprache gibt es eine Vielzahl von Ausdrücken für den Holunder: Attich, Alhorn, Betschel, Elder (englisch), Ellhorn, Flieder, Fliederbusch, Holder, Holler, Huskolder, Kelkenbusch und viele mehr.
Herkunft, Geschichte und Bedeutung des Holunders
Das Wort Holunder stammt von dem althochdeutschen Wort Holuntar ab.(Holun = hohl, heilig, günstig, gnädig und Tar = Baum oder Strauch ) Der lateinische Name des Strauchs, Sambucus, geht wahrscheinlich auf die Sambuche zurück und bedeutet neben Holunder auch Harfenspieler. Ein Hinweis auf die Nutzung des Holzes in der Antike : Sambucus hieß ein altgriechisches harfenähnliches Instrument, das aus Holunderholz gefertigt wurde. Die Verehrung und Wertschätzung der Pflanze spiegeln sich letztendlich wieder in dem alten Bauernspruch:
Vor dem Wacholder sollst du knien – vor dem Holler deinen Hute ziehn…
Die vielfache Verwendung der Pflanze als Heilmittel, Lebensmittel und Farbstoff im Leben unserer Vorfahren zeugt von der großen Wertschätzung der Menschen vor dieser Segen bringenden Pflanze und wird zum Ausdruck gebracht wenn man(n) den Hut zieht als Respektbezeugung.
Voller Ehrfurcht begegnete man in der alten Zeit auch der Göttin, deren Hoheitszeichen ebenfalls der Holunder war. Diese Pflanze symbolisiert mit ihren weißen Blüten – auch Dolden – genannt, einerseits das Helle und Lichte, das Heilende, das neue Kraft und Leben schenkt – zugleich aber auch das Dunkle, das Vergängliche – den Tod. Ambivalent wie eine Göttin.
Zu der Pflanze der Muttergöttin der Mythologie und Märchen gibt es nähere Informationen im Blog Beitrag zu dem Jahreskreis fest Samhaim nach zu lesen.

Der Holunder (Sambucus) wird im Alpenraum und im süddeutschen Raum oft als Holler, Hollerbusch oder Holder (schwäbisch) bezeichnet. Schon dieser Wortstamm weist auf Frau Holle hin. Regional verschieden wird sie auch Holda, Hulle, Hulda, Percht, genannt. All ihre Namen gehen auf einen noch älteren Mythos zurück, der die Große Göttin, die Mutter Erde, die weibliche Kraft in all ihren unterschiedlichen Aspekten symbolisiert. Sie hieß auch Mutter Elder, Mutter Holunder. Sie erscheint sie als Herrin der Unterwelt in den Überlieferungen in ihren verschiedenen Aspekten mit vielen Gestalten: als weise Frau und Heilerin, als Wettergöttin, als Jungfrau, Hexe und auch als Verführerin. Märchen und Überlieferungen spiegeln die unterschiedlichen Aspekte und die große Ambivalenz dieser Gottheit wieder – wenn man die Bildsprache entsprechend zu deuten weiß. Doch dazu ein anderes Mal mehr in einem gesonderten Beitrag zu dem Jahreskreisfest Samhain.
Für die alten Völker Nordeuropas galt der Holunder als ein heiliger Baum war und er war dieser Göttin geweiht. Unsere Vorfahren glaubten, diese Göttin schenkte den Menschen vor allem durch den Holler ihren Segen und Schutz. Während der Holunder mit seinen weißen Dolden ein wertvolles Heilmittel ist, können die Blätter und die Hollerbeeren sogar tödlich sein, denn in rohem Zustand sind sie giftig. Auch hier wird der Zusammenhang von Licht und Dunkel – Tod und Leben – deutlich. Eine Göttin, die Leben schenken und nehmen kann. Frau Holle aus der Unterwelt läßt grüßen … Die Unterwelt – die Welt unter der Erde – ist ihr zu Hause. Dort unten hütet sie alles Leben : nicht nur die Pflanzenkeime , sondern auch die Menschenseelen. Ihr Reich war das unterirdische Reich des Todes und der ungeborenen Seelen, die von dort wieder als neugeborene Kinder auf die Welt kamen. Frauen badeten in Teichen um eine Kinderseele zu empfangen. Auch darauf wird in vielen Märchen angespielt, indem eine Königin ein Bad nahm und hernach schwanger ward. Das Brot ist eine weitere ihrer Gaben an die Menschen. Das erfahren wir im Märchen der Frau Holle und der Bezug zur Göttin der Unterwelt ist folgender: Auch das Getreide stirbt und wird von ihr in ihrem Reich im Inneren der Erde gehegt und gewärmt und dort bewahrt und auf die wärmere Jahreszeit vorbereitet. Unsere Vorfahren glaubten auch, dass dort in der Unterwelt ebenfalls die Krankheiten und Gebrechen geborgen sind und von der Göttin geheilt werden können. Auch dieser Hinweis begegnet uns im Märchen der Frau Holle im Apfelbaum. Äpfel sind immer Symbol des Lebens, der weiblichen Kraft und Fruchtbarkeit. Desgleichen die Kuh, die gemolken werden will.
Holla, deren Reich über einen Sprung in eine Quelle oder eines Brunnens zu erreichen war, schützte also Mensch, Tier und Pflanzen. Ihr wurden starke Kräfte zugeschrieben. So hatte sie die Macht, Krankheiten zu heilen und Leben zu schenken. Es verwundert daher nicht, dass die Menschen der Göttin zu Ehren Opfergaben unter die Holunderbüsche legten oder besprochene Bänder mit ihren Krankheiten in die Zweige banden um diese loszuwerden. Diese Ambivalenz einer todbringenden und zugleich lebensspendenden heilenden Göttin symbolisiert sich sehr deutlich in der Pflanze des Holunders, der als Wohnsitz der Göttin galt und verehrt wurde. Für die alten Völker war der Holunder die liebste Pflanzen der Muttergöttin und ein heiliger Baum.
Der Holunder – eine ambivalente Heilpflanze
So gesund die Dolden und Beeren in gekochten Zustand auch sind, die Beeren dürfen nicht roh gegessen werden, da sie den Giftstoff Sambunigrin enthalten, der Blausäure freisetzen kann.Wer sie roh und in großen Mengen isst, riskiert Magenbeschwerden, Erbrechen, Schüttelfrost und Durchfall. Deshalb sollten Holunderbeeren erst geerntet werden, wenn sie voll ausgereift sind. Zu erkennen ist das daran, dass roter Saft austritt und innen keine grüne Stellen mehr sind. Um den Giftstoff und andere unbekömmliche Stoffe unschädlich zu machen, sollten Holunderbeeren immer für kurze Zeit auf über 80 Grad erhitzt werden. Dann sind Holunderbeeren lecker, gesund und eine tolle Zutat für Säfte, Gelees und Liköre.
Unsere Vorfahren in der Altsteinzeit verwendeten unter anderem die geschabte Rinde als Entgiftungs- und Reinigungsmittel : wenn sie nach oben geschabt wurde, löste sie Erbrechen aus, und wenn nach unten geschabt wurde, Durchfall. Und kommen wir zur Ambivalenz des Holunders, dem sicher ein großer Teil des Aberglaubens entspringt. Nur wenigen anderen Pflanzen kommt so viel Achtung und Respekt in der Mythologie zu.
Rezeptideen mit Holunderblüten
Holunderblütentee
Wundermittel und Geheimtip bei Erkältungen – vor allem in Kombination mit Lindenblüten und einem heißen Bad. So bereitet man ihn zu:

• acht Esslöffel getrocknete Holunderblüten
• 600 ml Wasser
• Honig zum süßen
Blüten mit siedenden Wasser übergießen und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen. In den Verdunstungen am Deckel sind besonders intensive Wirkstoffe enthalten, diese solltest du in den Topf zurücklaufen lassen. Den Tee anschließend durchseihen. Täglich 3 bis 4 Tassen trinken.
Holunderblütensirup – warm oder kalt ein Genuss
So bereitet man einen Holunderblüten- Sirup zu :
• 2 unbehandelte Zitronen
• 25 g Zitronensäure (Ascorbinssäure)
• 30 voll aufgeblühte Holunderdolden
• 1 Kilo Zucker
Die Blüten nicht abspülen, im Blütenpollen sitz sehr viel Geschmack! Die Zitronen auspressen und die Schale auf heben! Dann den Zucker mit 2 Liter Wasser aufkochen und die Zitronenschalen und den Zitronensaft hinzu geben. Das Gemisch abkühlen lassen und dann die Holunderblüten dazu füge. Den Topf mit einem Tuch abdecken und das Ganze etwa zwei Tage ruhen lassen. Dann die Zitronenschalen und die Holunderblüten heraus fischen und den Sud nun durch ein Passiertuch in einen neuen Topf gießen. Füge die Zitronensäure hinzu und koche den Sud erneut auf. Gieße ihn anschließend in heiß ausgespülte Flaschen und verschließe diese gut.
Hugo – ein Mischgetränk mit Hollersirup
Ein Hugo ist ein klassisches Sommergetränk für laue Abende und wird meist in einem Sekt- oder Rotweinglas serviert und ist auch als Bowle sehr gut geeignet. Die angebenden Mengenangabe sind für ein Glas:

• Saft einer halben Limette oder einen großen Spritzer Zitronensaft
• 2/3 trockenen Sekt oder Weißwein
• 1/3 Mineralwasser mit Kohlensäure
• 3 – 4 Eiswürfel
• 2 – 4 cl Holunderblüten-Sirup,
Limette in Spalten schneiden. Eine Spalte über das Glas halten, kurz andrücken und einige Spritzer ins Glas tropfen. Danach die Spalte ins Glas geben, eine weitere Spalte zum dekorieren anstecken. Eiswürfel, Holler-blütensirup und Minzblätter zufügen. Mit Prosecco auffüllen.
Erfrischende Sommerlimonade mit Vitamin C

So bereitet man sie zu :
• 700 ml Wasser
• 1 Stück unbehandelte Zitrone, geviertelt
• 3 x Stengel der Minze
• 1 daumengroßes Stück Ingwer,
in dickere Scheiben geschnitten
• 100 ml Holunderblütensirup
Zitrone und Ingwer in eine Glaskanne geben. Die Zitrone mit einem langen Holzlöffel leicht andrücken. Minze waschen und hinzufügen. Das Ganze mit Sirup und Wasser auffüllen und 2 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Zitrone und Ingwer können mehrmals mit Wasser aufgefüllt werden.
03. Juli 2020